Wohnmobil-Reisen liegen voll im Trend. Nicht erst seit Corona schätzen immer mehr Individualisten die unabhängige Art des Reisens, ohne Hotelbuchungen und Mahlzeiten nach der Uhr, dafür aber mit ganz viel Reise-Neuland abseits der Massen. Neben der grundlegenden Entscheidung, ob man ein Wohnmobil kaufen oder mieten will, stellt sich auch die Frage, welcher Wohnmobiltyp am besten die eigenen Bedürfnisse erfüllt. Gerade Camping-Neulinge müssen sich mit den verschiedenen Fahrzeugtypen erst einmal vertraut machen. Die Familie mit drei Kindern ist mit einem Kastenwagen eher schlecht beraten und für den spontanen Kurztrip zu zweit braucht es kein vollintegriertes Wohnmobil. Damit Ihr Wohnmobil tatsächlich zum „rollenden Zuhause“ wird, haben wir für Sie einige Tipps zusammengestellt.

Zu zweit, als Familie oder unter Freunden?

Oft entscheidet schon die Anzahl der Mitreisenden welches Wohnmobil in Frage kommt. Wer zu zweit auf Tour geht und Abenteuer und das „Feeling on the Road“ erleben will, ist mit einem Campingbus oder Kastenwagen gut bedient. Beide sind vom Typ ausgebaute Kleintransporter. Pionier und Klassiker unter den Campingbussen ist der VW-Bulli, der Inbegriff des alternativen Camper-Lifestyles. In den 1970er Jahren wurden die Kleintransporter komfortabler, teils mit sanitären Anlagen und einer kleinen Wohneinheit. Seitdem spricht man bei diesen Reisemobilen von Kastenwagen. Beide Fahrzeugtypen eignen sich gut für einen Schnuppertrip oder Camping-Freunde mit geringen Ansprüchen an Komfort. Bad und Toilette sind nur teilweise vorhanden, inzwischen gibt es aber bereits Campingplätze, die private sanitäre Einrichtungen auf der Parzelle anbieten. Manche Kastenwagen haben unter dem Aufstell- oder Hochdach noch ein bis zwei Schlafplätze integriert und bieten so Platz für bis zu vier Personen. Bei maximaler Belegung empfiehlt es sich, mit einer gut eingespielten Gruppe auf Camping-Tour zu gehen. Da Campingbusse und Kastenwagen nicht sehr gut isoliert sind, eignen sie sich eher für Sonnenziele und Sommerreisen.  

Kastenwagen mit offenen Türen und Aufstelldach im Grünen
Ein Kastenwagen wird mit Aufstelldach zum kleinen Raumwunder.   (© Peter Thomas/Unsplash)

Viel Platz für Kind und Kegel

Für Familien mit Kindern ist ein Camping-Urlaub geradezu ideal. Vom Naturfreibad über den Streichelzoo bis zur mittelalterlichen Burg gibt es für die Kleinen unterwegs viel zu entdecken. Über den Tagesablauf entscheiden Lust und Laune: Heute geht es in den Freizeitpark, morgen auf große Fahrradtour mit den mitgebrachten Rädern. Damit sich im mobilen Zuhause alle wohlfühlen, sind Platz zum Spielen und genügend Stauraum für die Spielsachen, Koffer, Regenkleidung und Schwimmzeug das A und O. Besonders geräumig und damit familientauglich sind Alkovenmobile und vollintegrierte Wohnmobile. Beim Alkoven ist der Platz optimal genutzt, da über dem Fahrerhaus zwei Schlafnischen angebracht sind. Vor allem kleinere Kinder fühlen sich in den gemütlichen Höhlen wohl. Im Wohnraum gibt es bis zu vier weitere Schlafmöglichkeiten, sodass maximal sechs Personen zusammen reisen können. Eine Küche gehört ebenfalls standardmäßig zur Ausstattung. Alkovenmobile sind gut isoliert und daher auch für Urlaub im Winter und in skandinavische Länder geeignet.  

Noch komfortabler und geräumiger als Alkovenmobile sind vollintegrierte Wohnmobile. Sie bieten ebenfalls Platz für bis zu sechs Personen und sind zudem durch ihre großzügige Raumaufteilung auch für befreundete Paare oder Gruppen sehr gut geeignet. Mit „vollintegriert“ ist das Fahrerhaus gemeint, das komplett zum Wohnbereich gehört – was für jede Menge zusätzlichen Platz sorgt. Bei diesem Fahrzeugtyp ist lediglich der Windlauf von einer beliebigen PKW-Marke vorgefertigt. Die Fahrerhauskabine wird vom jeweiligen Wohnmobilhersteller individuell gestaltet und perfekt an den Wohnbereich angepasst. Zudem sind vollintegrierte Wohnmobile mit einer Panoramafrontscheibe ausgestattet, durch die man die Landschaft fast wie in einem Reisebus erlebt. Diese räumliche und optische „Königsklasse“ unter den Wohnmobilen gehört auch als Mietfahrzeug zu den teuersten. Für Familien mit größeren Kindern, längere Reisen und für alle, die etwas mehr Komfort und Privatsphäre schätzen, ist der Vollintegrierte allerdings eine gute Option. Einziger Nachteil: Oft wiegen Vollintegrierte mehr als 3,5 Tonnen. Dann brauchen Fahrer einen Führerschein der Klasse C1 oder einen vor 1999 erworbenen Führerschein der Klasse B (früher „Klasse 3“).  

Paar im Alkovenmobil in Seitenansicht bei Sonnenschein
Unverkennbar: Das Alkovenmobil mit seinem Überbau für die Schlafnische. (© Schlappohr/Pixabay)

Einer für alle – teilintegrierte Wohnmobile

Für kleinere Familien, Paare oder Gruppen bis zu vier Personen sind teilintegrierte Wohnmobile eine gute Wahl. Die Teilintegrierten stehen in Sachen Größe, Komfort und Ausstattung zwischen den Kastenwagen und den vollintegrierten Fahrzeugen. Das separate Fahrerhaus ist bei diesem Typ keine Maßanfertigung, sondern serienmäßig. In den Wohnbereich ist es, anders als beim Kastenwagen, dennoch integriert, da man die Vordersitze einfach umdreht und so zwei weitere Sitzgelegenheiten schafft. Die – in der Regel nicht mehr als vier – Schlafplätze befinden sich im Heck oder sind als Hub-Bett unter der Decke angebracht. Gelegentlich wird auch die Sitzgruppe im Wohnbereich zum Schlafplatz umgestaltet. Manche Teilintegrierte haben über dem Fahrerhaus einen Alkoven für weiteren Stauraum oder zusätzliche Schlafplätze. Als Nachfolger des Kastenwagens ist dieses Wohnmobil ähnlich schlecht isoliert und daher eher für Reisen im Frühling und Sommer geeignet. Insgesamt ist der Teilintegrierte mit einer meist geräumigen Küche, einem separaten Bad und ausreichend Stauraum aber ein echter Allrounder. Was Wohnlichkeit und Ausstattung betrifft, reichen einige Modelle dieses Typs fast an die Vollintegrierten heran, sind in der Miete aber wesentlich günstiger. Das freut sowohl Paare, die dem improvisierten Charme der Campingbusse entwachsen sind, als auch die Freundesclique oder Eltern, die mit den Sprösslingen in ihr erstes Camping-Abenteuer starten.  

Teilintegriertes Wohnmobil in Seitenansicht auf einer Wiese
Teilintegrierte Wohnmobile sind geräumig und dennoch kompakt. (© Lucas Favre)

Etwas Luxus gefällig?

Luxus und Camping – für viele Herzblut-Camper passt das nicht zusammen. Wer aber einmal das Gefühl erleben möchte, mit seinem eigenen Reisebus unterwegs zu sein, mietet sich einen Liner. Bei diesen Giga-Mobilen dient ein LKW-Fahrgestell als Basis. Alles andere wird vom Hersteller individuell und in erlesenem Design gefertigt. Bei der Ausstattung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: manche Modelle verfügen über eine Heckgarage für den eigenen PKW, ins Innere passen ganze Wohnungen mit Wohnzimmern, komfortablen Küchen, Wellness-Bädern und Schlafzimmern, alles meist in edlen Materialien wie Leder, Holz, Keramik und Echtglas gehalten. Mit Kaufpreisen ab ca. 150.000 Euro aufwärts bleiben solche Modelle für die meisten unerschwinglich. Zur Miete kann man sich diesen Spaß schon eher gönnen – vorausgesetzt, man besitzt die passende Fahrerlaubnis. Wiegen die Riesen bis zu 7,5 Tonnen reicht der Führerschein C1, für alles, was an Gewicht darüber hinausgeht, braucht es den LKW-Führerschein C oder die ehemalige Führerschein-Klasse 2.

Luxus-Wohnmobil an einem Messestand mit Porsche in der Heckgarage
Im Luxusliner ist auch noch Platz für einen Porsche... (© Alexander Schimmeck/Unsplash)