Viele Camping-Fans motten ihr Wohnmobil in der kalten Jahreszeit ein. Dabei hat auch das Wintercamping seinen Reiz: Für den spontanen Kurztrip gibt es zum Beispiel in Deutschlands Mittelgebirgen in der Wintersaison auch in Zeiten des Klimawandels noch schneesichere Tage, an denen man warm verpackt durch die verschneite Landschaft wandern oder diese mit Ski und Schlitten erkunden kann. Schön, wenn man sich danach im kuschelig-warmen Wohnmobil aufwärmen kann. Mit ein paar Tipps und Tricks und der richtigen Ausrüstung wird der Winterurlaub im Wohnmobil ein voller Erfolg.
Wintertauglich oder winterfest?
Voraussetzung für eine wohlig-warme Wintercamping-Reise ist ein wintertaugliches oder – noch besser – ein winterfestes Wohnmobil. Diese Abstufung ist nach der europäischen DIN-Norm EN1646-1 für bewohnbare Freizeitfahrzeuge festgelegt. Ein wintertaugliches Wohnmobil muss demnach nur Außentemperaturen bis Null Grad Celsius standhalten. Das Fahrzeuginnere muss sich unter dieser Bedingung mit der serienmäßigen Heizung innerhalb von zwei Stunden auf 20 Grad Celsius aufheizen lassen. Frisch- und Abwassertank sowie sämtliche Leitungen werden für das Prädikat „wintertauglich“ nicht geprüft. Anders bei winterfesten Wohnmobilen: Diese müssen bei einer Außentemperatur von –15 Grad Celsius binnen vier Stunden eine Temperatur von 20 Grad Celsius im Fahrzeuginneren erreichen. Als nächstes werden eine Stunde nach Erreichen der 20 Grad die Wassertanks befüllt. Wenn nach einer weiteren Stunde alle Leitungen immer noch frostfrei sind und das gesamte Wassersystem einwandfrei funktioniert, gilt der Caravan als winterfest.
Richtiges Heizen und Lüften
Das A und O beim Wintercamping ist eine gut funktionierende Heizung. Die wird in den meisten Wohnmobilen mit Propangas betrieben. Mit einer 11-Kilogramm-Flasche kommt man, je nach Verbrauch, ca. 2–4 Tage aus, eine Ersatzflasche ist obligatorisch. Prüfen Sie den Füllstand der Gasflaschen regelmäßig, damit Sie diese rechtzeitig austauschen können. Besonders komfortabel ist eine Gas-Umschaltanlage mit Zweiregler-System, die automatisch auf die zweite volle Flasche umschaltet. Bei längeren Reisen empfiehlt es sich zudem, Campingplätze anzusteuern, auf denen man leere Gasflaschen austauschen oder neu befüllen kann. Hier haben Sie gleichzeitig die Möglichkeit, das Wohnmobil an den Landstrom anzuschließen, um so die Batterie, die im Winter deutlich mehr beansprucht wird, zu schonen.
Damit sich im Wohnmobil nicht zu viel Feuchtigkeit durch Schwitzwasser und durchnässte Kleidung bildet, sollte man mehrmals pro Tag fünf Minuten lang stoßlüften und dabei alle Türen, Dachluken und Fenster aufreißen. Fenster in Dauerkipp-Stellung sind dagegen nicht zu empfehlen. Öffnen Sie beim anschließenden Aufheizen die Vorhänge und ziehen Sie die Rollos hoch, damit die Fenster gleich mit temperiert werden. Praktisch beim Wintercamping ist ein Vorzelt, in dem man feuchte Kleidung, Skier und ähnliches zum Trocknen unterbringen kann. Aber auch ein kleiner Raumentfeuchter zum Aufstellen leistet gute Dienste für ein angenehmes Raumklima.
Wassertanks und Leitungen frostfrei halten
Bei Frisch- und Abwassertanks sowie Abwasser- und Wasserleitungen besteht bei Minustemperaturen Frostgefahr. Um Schäden durch eingefrorene Tanks und Leitungen zu vermeiden, muss das Wohnmobil auch in Abwesenheit der Crew leicht temperiert sein. Dazu reicht es, die Heizung auf kleiner Stufe laufen zu lassen. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass man nach einem kalten Wintertag abends bereits von wohliger Wärme empfangen wird und nicht erst eine Stunde in der Kälte bibbern muss. In modernen Wohnmobilen ist der Frischwassertank oft beheizt, dann gibt es keine Probleme mit Frost. Ist das nicht der Fall, hilft ein sogenannter Frostschutzwächter. Aber Achtung: Dieses Ventil öffnet sich bei zu geringer Umgebungstemperatur automatisch, sodass das gesamte Frischwasser ausläuft! Die kritische Temperatur liegt bei ca. +3 Grad, variiert aber leicht von Modell zu Modell. Schalten Sie vor dem Auffüllen des Tanks also unbedingt ca. eine Stunde vorher die Heizung ein.
In manchen Wohnmobilen ist auch der Abwassertank beheizt. Ist dies nicht der Fall, lässt man das Abwasser direkt in einen Eimer ablaufen und entleert diesen regelmäßig. Zur Not kann man den Inhalt auch gefroren „en bloc“ entsorgen.
Isolierung von innen und außen
Selbst in wintertauglichen und winterfesten Wohnmobilen gibt es Schwachstellen, durch die sich die Kälte ihren Weg nach innen bahnt. Typische Kältebrücken sind Fenster und Türen im Wohnbereich sowie Frontscheiben und Fußraum im Fahrerhaus. Im Fahrerhaus schützen Thermohauben, die man von außen über der gesamten Fahrzeugfront ausbreitet, oder Isoliermatten, die von innen an den Scheiben angebracht werden, zuverlässig vor Kälte. Thermohauben haben den Vorteil, dass die Kälte erst gar nicht ins Fahrzeug eindringt und sich somit kein Kondenswasser im Inneren bildet. Gegen die Kälte im Fußraum erfüllen bereits einfache Fußmatten, die man entweder aus Meterware selbst zurechtschneidet oder gleich passend kauft, ihren Zweck. Für Dachluken und Seitenfenster gibt es ebenfalls Isoliermatten, die sich einfach von innen anbringen lassen.
Gut gerüstet bei Schnee und Eis
Vielleicht haben Sie ja Glück und Ihre Wintercamping-Tour wird von tanzenden Schneeflocken gekrönt. Für den Fall der Fälle müssen Sie Ihre Winterausrüstung um ein paar wichtige Helfer ergänzen. Neben den obligatorischen Winterreifen sind in höheren Lagen und winterfesteren Regionen Schneeketten ratsam. Eine klappbare Schneeschaufel spart im Wohnmobil Platz und eine Wunderwaffe wie ein multifunktionaler Eiskratzer mit Teleskopstil und kleinem Schneebesen hilft, das Wohnmobil einfach von Eis und Schnee zu befreien. Zum Wohlbefinden im rollenden Zuhause tragen auch kuschlige Wolldecken, warme Pantoffeln und – für nächtliche Eis-Füße – eine Wärmflasche bei.