Ein Urlaub mit dem Wohnmobil ist unkompliziert, abwechslungsreich und liegt voll im Trend. Mittlerweile kann man alle erdenklichen Fahrzeugtypen mieten und auch bei Reise-Routen und Campingplätzen haben Wohnmobilisten die Qual der Wahl. Wenn Sie zum ersten Mal mit einem Wohnmobil verreisen, sollten Sie aber nicht einfach blauäugig drauf losfahren. Überlegen Sie vorab, worauf es Ihnen auf Ihrer Reise ankommt, nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl des passenden Fahrzeugs und planen Sie auch Ihre Route in Ruhe. Wenn Sie dann noch ein paar Tipps zu Sicherheit, Beladung und Ausrüstung beachten, sind Sie startklar für Ihren ersten Urlaub im rollenden Hotel.
Das passende Wohnmobil für Anfänger
Campingbus, Kastenwagen, Alkovenmodell, Teilintegrierter oder Vollintegrierter – allein bei der Auswahl an Wohnmobiltypen verlieren Anfänger leicht den Überblick. Campingbusse, Kastenwagen und teilintegrierte Fahrzeuge sind relativ kompakt und wendig und in ihrem Fahrverhalten ähnlich wie Pkw. Alkovenmobile (mit der typischen Nase über dem Fahrerhaus) und vollintegrierte Wohnmobile bieten meist Platz für bis zu sechs Personen. Sie sind entsprechend lang, hoch und wuchtig, sodass man sich als Pkw-Fahrer erst einmal an die neuen Dimensionen gewöhnen muss. Welches Wohnmobil für Sie in Frage kommt, hängt natürlich auch von der Anzahl der Mitreisenden ab. Generell ist man als Camping-Neuling mit einem kleineren Wohnmobil bis zu einem Gewicht von3,5 Tonnen gut beraten. Für diese Fahrzeuge reicht der „neue“ Führerschein der Klasse B, während Sie für Wohnmobile der nächsten Gewichtsklasse (bis 7,5 Tonnen) einen vor 1999 erworbenen Führerschein der Klasse B (früher „Klasse 3“) oder eine Fahrerlaubnis für die Klasse C1 benötigen. Letztere können Sie auch durch eine zusätzliche Prüfung in einer Art Crashkurs erlangen.
Basics zu Fahrzeug und Camping-Routine
Endlich ist es so weit: Ihr Wohnmobil steht bereit für die Übergabe. Jetzt heißt es gut aufpassen, denn Sie erhalten von Ihrem Vermieter eine detaillierte Einweisung in die Fahrzeugtechnik sowie wichtige Infos zu den gängigen Handgriffen rund um Gas, Strom, Frisch- und Abwasser. Stellen Sie bei der Übergabe ruhig Fragen, wenn Ihnen etwas unklar ist, denn viele Aspekte betreffen auch das Thema Sicherheit. Zu wissen, wie und wo man auf dem Campingplatz das Abwasser aus dem Tank entsorgt, Frischwasser auffüllt und die Toilettenkassette entleert, spart Zeit und Nerven. Damit unterwegs von der Beleuchtung bis zur Heizung im Camper die Technik funktioniert, machen Sie sich auch mit den Anschlüssen für Gas, Wasser und Strom vertraut und lassen Sie sich zeigen, wie Sie die Gasflasche anschließen. Das Gas brauchen Sie zum Heizen, Kochen, für Warmwasser und bei den meisten Wohnmobilen auch für den Kühlschrank. Ein bis zwei Gasflaschen erhalten Sie bei der Einweisung in der Regel von Ihrem Vermieter. Unterwegs können Sie die Flaschen innerhalb Deutschlands auf fast allen Campingplätzen oder an der Tankstelle austauschen oder auffüllen.
In der Regel erhalten Sie von Ihrem Wohnmobil-Vermieter beider Übergabe weiteres Zubehör wie ein CEE-Stromkabel, Verlängerungskabel, Auffahrkeile, Adapter und Toilettenchemie für die gängigen Handgriffe auf dem Campingplatz sowie am und im Fahrzeug. Dies variiert aber von Vermieter zu Vermieter. Manchmal ist auch ein Pannenset in der Servicepauschale inklusive. Falls nicht: Warnweste, Abschleppseil, Warnleuchte, Notfallhammer, Feuerlöscher und Klebeband sollten Sie für den Fall der Fälle dabei haben.
Richtig packen fürs Wohnmobil
Die Packliste für Ihren Wohnmobilurlaub erfordert etwas Zeit. Einerseits müssen Sie viel mehr alltägliche Dinge mitnehmen als zum Beispiel bei einer Pauschalreise, andererseits können Sie das Wohnmobil nicht endlos beladen. Die Devise lautet daher: möglichst leichte und praxistaugliche Sachen mitnehmen. Praktisch sind zum Beispiel Camping-Geschirr aus Melamin sowie Gläser und Besteck aus Kunststoff. Das Gepäck verstauen Sie nach dem Prinzip schwere Sachen wie Reisetaschen und Getränkekisten nach unten in die Nähe der Achsen, leichtes Gepäck nach oben in Schränke und Fächer. Zudem sollten Sie Koffer und Taschen gleichmäßig rechts und links verteilen und gut befestigen. Gepäckstücke, die plötzlich umkippen oder herunterfallen werden für Sie und Ihre Mitfahrer gefährlich. Achten Sie auch darauf, das Wohnmobil nicht zu überladen, da Sie sonst sich und andere in Gefahr bringen. Zudem riskieren Sie bei einer Kontrolle ein ordentliches Bußgeld. Das zulässige Gesamtgewicht steht im Fahrzeugschein. Im Zweifelsfall können Sie das Wohnmobil auf einer Fahrzeugwaage, zum Beispiel bei einer örtlichen Mülldeponie, einem Baustoffhändler oder beim TÜV wiegen lassen.
Für alle Fälle: Zubehör und Pannenhelfer
Mit einem CEE-Stromkabel, einer Kabeltrommel, einem Ersatzkabel, Reservesicherungen und Adaptern sind Sie für alle Handgriffe auf dem Campingplatz gerüstet und können sich auch bei kleineren Zwischenfällen behelfen. Mit einem Paar Auffahrkeilen sorgen Sie dafür, dass das Wohnmobil gerade steht und Sie beim Schlafen nicht buchstäblich schief liegen.
Defensiv fahren
Für stressfreies und sicheres Fahren mit einem Wohnmobil sind 90 bis 110 km/h ein guter Richtwert. Wegen der größeren Ausmaße des Campers und wegen der gefährlichen Sogwirkung, die bei zu geringem Abstand zu anderen großen Fahrzeugen entstehen kann, ist beim Überholen und in Tunneln besondere Vorsicht geboten. Das Gleiche gilt für das Bremsen und Beschleunigen. Beides dauert beim Wohnmobil länger, sodass auch hier genügend Abstand das A und O sind. Beim Wohnmobil liegt zudem der Schwerpunkt höher als beim Pkw. Daher kann es leichter von einer Windböe erfasst werden und umkippen. Daran sollte man als Fahrer auch in Kurven, Serpentinen und beim Bergauf- und Bergabfahren denken. Selbstverständlich müssen während der Fahrt alle Mitreisenden angeschnallt sein.
Die passende Route planen – weniger ist mehr
Auch wenn Sie auf Ihrer Reise möglichst viel erleben wollen – packen Sie Ihre erste Wohnmobil-Tour nicht zu voll. Planen Sie keine zu großen Tagesetappen und gönnen Sie sich und Ihren Lieben dafür ausreichend Pausen und mehr Zeit für ein gemütliches Abendessen mit Lagerfeuer, Stockbrot, Lichterkette und allem Pipapo. Wenn Sie pro Tag eine Strecke von 200 Kilometern zurücklegen, kommen Sie gleich in den entspannten Camping-Modus mit Zeit für spontane Dinge, wie einen Bummel durch das kleine Fachwerkdorf oder einen Sprung in den idyllischen Badesee. In der Hauptsaison und in touristisch beliebten Regionen ist es ratsam, die Campingplätze im Voraus zu reservieren – damit vermeiden Sie Stress und lästige Sucherei. In der Nebensaison können Sie aber durchaus spontan entscheiden, wo Sie übernachten wollen – schließlich macht auch das den Reiz eines Camping-Urlaubs aus.
Passende Stellplätze können Sie ganz einfach per App aussuchen und buchen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Stellplatz-Apps mit einer großen Auswahl an Plätzen im In- und Ausland – vom einfachen Camping auf dem Bauernhof bis zum top ausgestatteten Nobel-Platz mit Supermarkt, Restaurant und Swimming-Pool.
Anfänger-Routen – Land und Leute entspannt erleben
Als Wohnmobil-Neuling planen Sie Ihre Route am besten auf breiten Straßen und in Regionen, die eine gute Infrastruktur für Camping-Urlauberbieten. Vielleicht möchten Sie Ihre Wohnmobil-Tauglichkeit auch erst mal im eigenen Land testen? In Deutschland bieten Ferienstraßen, wie zum Beispiel die Deutsche Märchenstraße, die Romantische Straße, die Deutsche Alleenstraße oder die Straße der Romanik durch Sachsen-Anhalt einen erholsamen Mix aus reizvollen Landschaften, lebendiger Geschichte und zahllosen Rad- und Wanderwegen. Erholung am und entlang des Wassers erwartet Sie in Mecklenburg-Vorpommern mit der Küstenregion im Norden und der Seenplatte im Landesinneren. Ebenfalls ideal für Anfänger: das „Camping-El-Dorado“ niederländische Nordseeküste, die Toskana und das französische Tal der Loire mit seinen Märchenschlössern (beide mit einer sehr guten Infrastruktur für Wohnmobilisten) oder eine Tour durch das Naturparadies Südschweden. Natürlich gibt es noch eine Fülle weiterer herrlicher Wohnmobil-Touren, die Sie je nach Ihren Vorlieben planen können. Schließlich macht die Auswahl der Route bei der Vorbereitung am meisten Spaß. Ganz allgemein sind ländliche Regionen ohne viel Verkehr ideal für Anfänger. Wenn Sie Ihre Tour dann noch über Nebenstraßen planen, erleben Sie die Landschaft viel unmittelbarer als auf der Autobahn und sparen zudem noch die Mautgebühren. Und denken Sie immer daran: Beim Camping-Urlaub ist der Weg das Ziel!